tl;dr #56 Paul Lafargue: «Das Recht auf Faulheit» | Mit Stephan Lessenich
Mit „Das Recht auf Faulheit“ hat Paul Lafargue, Schwiegersohn von Karl Marx, ein provokantes Pamphlet geschrieben. In dem kurzen Buch hinterfragt er ironisch die Tradition der Arbeiterklasse und deren Forderung nach Recht auf Arbeit. Gewissermaßen geht das Proletariat mit dieser Forderung der genussfeindlichen Bourgeoisie auf den Leim, so Lafargue: Es lässt sich von Moralisten und Ökonomen verführen, die behaupten, es brauche Wachstum.
Dabei macht die körperliche Arbeit und hohe Produktivität nicht nur krank und senkt die Lebenserwartung. Sie führt darüber hinaus auch zu einer Überproduktion von Konsumgütern – die Kapitaleigentümer müssen immer neue Märkte und Bedürfnisse erschaffen oder Finanzmarkt-Akteure suchen, um das überschüssige Kapital loszuwerden.
Lafargue plädiert dagegen für eine völlig neue Organisation der gesellschaftlichen Arbeitsteilung, wo es all das nicht braucht. Statt Millionen von Menschen in Bediensteten-Beschäftigungen oder in unnützen Institutionen wie Polizei und Militär zu halten, will er die gesellschaftlich notwendige Arbeit auf alle diese Menschen verteilen, und den Arbeitstag für alle Menschen auf 3 Stunden reduzieren. An solchen Arbeitstagen ist dann noch genug Zeit für Genuss, Sport, geistige Betätigung menschliche Beziehungen – oder einfach Faulheit.
Auch die Maschine spielt bei dieser Emanzipation eine wichtige Rolle, da sie hochproduktiv ist und die körperliche Arbeit erleichtert. Damit sie das aber wirklich tut, statt den Produktionszwang immer weiter zu erhöhen, müssen die Arbeiter*innen sich die Technologie aneignen und wirklich zu ihren Gunsten nutzen.
Zu Gast bei Alex Demirović ist in dieser Folge der Soziologe Stephan Lessenich.
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