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tl;dr #47: Simone de Beauvoir: «Das andere Geschlecht»

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Simone de Beauvoirs 1949 erstmals veröffentlichtes Werk gilt als Manifest der neuen Frauenbewegung. Es behandelt nicht nur – wie der klassische Feminismus – die rechtliche und politische Gleichstellung, also das Wahlrecht für Frauen oder gleiche Bezahlung für gleiche Arbeit. Ihre zentrale These lautet: Frauen gibt es nicht – sie werden dazu gemacht.

Beauvoir ist überzeugt von der grundlegenden Freiheit der Menschen. Sie können aus der Immanenz ihres Körpers oder gesellschaftlicher Verhältnisse heraustreten und aktiv in eine offene Zukunft handeln. Doch während Männern dies unter den bestehenden Verhältnissen weithin ermöglicht wird, bleibt es Frauen oft verwehrt. Dabei werden auch die spezifischen körperlichen Merkmale des weiblichen und männlichen Körpers als Mittel geschlechtlicher Herrschaft instrumentalisiert. Frauen wird der Zugang zu ihrem eigenen Körper, ihrem Begehren, ihrer Lust und damit zu ihrer Autonomie verstellt. Männer setzen sich selbst als Maßstab, als Norm. Frauen hingegen gelten als das "andere", als das bloß zweite Geschlecht – als eines des Mangels.

Die männliche Norm prägt sämtliche Bereiche des gesellschaftlichen Lebens. Frauen werden zur Unterordnung erzogen und von ihrem Körper entfremdet, der als unrein und schwach gilt. Ihre Selbstbestimmung wird systematisch verhindert. Sie sollen sich selbst zum Objekt, zur Beute der Männer machen. Das vorherrschende Verständnis des Verhältnisses der Geschlechter beschreibt Beauvoir als eines des Kampfes.

Dem setzt sie jedoch eine andere Vision entgegen: die Überwindung von Weiblichkeit und Familie. Sie plädiert für eine Gesellschaft, in der Gleichheit die Grundlage bildet, Unterschiede aber dennoch zur Geltung kommen können. Das männlich dominierte, kriegerische und instrumentelle Modell des Geschlechterverhältnisses soll durch eines der Wechselseitigkeit ersetzt werden.

Zu Gast bei Alex Demirović ist in dieser Folge die Geschlechtertheoretikerin Andrea Maihofer.

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Über diesen Podcast

Der Theoriepodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Too long, didn’t read – so geht es einigen beim Anblick der Klassiker linker Theorie. Die über zweitausend Seiten langen Gefängnishefte von Antonio Gramsci, die komplizierten Schinken von Marx oder Edward Said – wenn ihr keine Zeit habt, die Bücher alleine durchzuackern oder eine Einführung sucht, dann hört euch den Theoriepodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung an.

Durch den Podcast führt Alex Demirović. Der Professor für Politikwissenschaft an der Uni Frankfurt ist Vertreter der kritischen Theorie und Kenner sämtlicher linker Standardwerke. In jeder Folge stellt Alex Demirović Schlüsselwerke der linken Theorie vor. Es werden die zentralen Thesen der Werke und ihre heutige Relevanz diskutiert. Die Spannbreite liegt dabei vom klassischen Marxismus, Kritischer Theorie, Feminismus, antikoloniale Theorie, Poststrukturalismus bis hin zu Hegemonietheorie und Existenzialismus.

Prof. Alex Demirović gibt euch in kurzen Vorträgen eine Einführung in die Biografie der Theoretiker*innen und fasst die zentralen Thesen zusammen. Anschließend diskutiert Alex Demirović in jeder Folge mit einem Gast über das Werk und seine Relevanz für aktuelle politische Kämpfe.

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von und mit Alex Demirović

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