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tl;dr #40: Vološinov: Marxismus und Sprachphilosophie | mit Sylvia Sasse

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Wir sprechen. Aber was tun wir, wenn wir sprechen? Drücken wir unser Inneres aus? Wenden wir ein äußeres Sprachsystem an? Sprechen ist eine materielle Praxis, sie ist an Töne, an den Körper und häufig an Medien gebunden. Unser Sprechen ist Teil unserer täglichen Praktiken, ohne zu sprechen, könnten wir diese gar nicht ausführen. In der kritischen Gesellschaftstheorie wurde von den einen vertreten, dass die Sprache auf Verständigung zielt, demnach können wir alle die Sprache wie einen gemeinsamen Schatz verwenden. Andere vertraten die Ansicht, dass jede Klasse eine eigene Sprache ausbildet, die Beherrschten hätten dann keine Sprache, in der sie sich über ihre Freiheitsbestrebungen verständigen könnten. Vološinovs Buch ist ein wichtiger Beitrag, der im Zusammenhang des legendären Bachtin-Kreises in den 1920er Jahren in Leningrad entstanden ist. Ihm zufolge besteht die Sprache aus Zeichen, Zeichen sind ideologisches Material. Wir verstehen Zeichen, indem wir Zeichen auf andere Zeichen beziehen. Wörter sind Zeichen par excellence. Das Reden findet zeichenhaft statt, mit der Äußerung von Wörtern beziehen wir uns immer dialogisch auf andere und geben ihnen überkreuzte Bedeutungen. Wir nehmen die Zeichen als innere Rede in unser Bewusstsein hinein, das sich dadurch überhaupt erst bildet und aus Zeichen besteht. Der Klassenkampf findet im Inneren des Zeichenmaterials statt und wird um die Bedeutungen der Zeichen geführt.

Zu Gast bei Alex Demirović ist in dieser Folge Sylvia Sasse, Slawistin und Literaturwissenschaftlerin, die das Buch „Michail Bachtin zur Einführung“ geschrieben hat.


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Der Theoriepodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung

Too long, didn’t read – so geht es einigen beim Anblick der Klassiker linker Theorie. Die über zweitausend Seiten langen Gefängnishefte von Antonio Gramsci, die komplizierten Schinken von Marx oder Edward Said – wenn ihr keine Zeit habt, die Bücher alleine durchzuackern oder eine Einführung sucht, dann hört euch den Theoriepodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung an.

Durch den Podcast führt Alex Demirović. Der Professor für Politikwissenschaft an der Uni Frankfurt ist Vertreter der kritischen Theorie und Kenner sämtlicher linker Standardwerke. In jeder Folge stellt Alex Demirović Schlüsselwerke der linken Theorie vor. Es werden die zentralen Thesen der Werke und ihre heutige Relevanz diskutiert. Die Spannbreite liegt dabei vom klassischen Marxismus, Kritischer Theorie, Feminismus, antikoloniale Theorie, Poststrukturalismus bis hin zu Hegemonietheorie und Existenzialismus.

Prof. Alex Demirović gibt euch in kurzen Vorträgen eine Einführung in die Biografie der Theoretiker*innen und fasst die zentralen Thesen zusammen. Anschließend diskutiert Alex Demirović in jeder Folge mit einem Gast über das Werk und seine Relevanz für aktuelle politische Kämpfe.

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von und mit Alex Demirović

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