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tl;dr #24: Georg Lukács: «Geschichte und Klassenbewußtsein» mit Rüdiger Dannemann

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Ein Jahrhundertbuch, das die «Philosophie der Praxis» tiefgreifend beeinflusste und einen Grundstein für den «westlichen Marxismus» (Perry Anderson) legte. Lukács publizierte die Aufsatzsammlung 1923, viele der Überlegungen des Buches wurden über die Jahrzehnte immer wieder aufgegriffen und von Autoren wie Jürgen Habermas oder Louis Althusser kritisch diskutiert. Es steht am Schnittpunkt von politischen Erfahrungen in der Rätebewegung Ungarns, Lukács´ Exil in Wien und Berlin und seiner langjährigen Arbeit als Literaturkritiker und Philosoph, der mit Georg Simmel, Max Weber oder Ernst Bloch bekannt war. Er nimmt Bezug auf Marx und Luxemburg aber auch auf Kant, Fichte oder Hegel; politische Themen wie Organisation und Klassenbewusstsein sind ebenso wichtig wie philosophische Begriffe wie Totalität, Dialektik oder Verdinglichung. Theoretisch ist für Lukács das Ziel, zu einer anspruchsvollen marxistischen Philosophie beizutragen, die er im Materialismus seiner Zeit nur unzulänglich ausgearbeitet findet. Politisch-philosophisch ist sein Ziel die klassenlose Gesellschaft. Dieses Ziel sieht er im Proletariat verkörpert. Es tritt die Nachfolge der bürgerlichen Klasse an und verwirklicht die große klassische Philosophie. Möglich ist dies, weil das Proletariat aufgrund der Tatsache, dass es mit seiner Arbeit die gegenständliche Welt erzeugt, die Möglichkeit hat, sie sich mit Bewusstsein anzueignen. Dem Proletariat kann gelingen, woran das Bürgertum scheitern muss: den Fetischcharakter der Waren- und Gegenständlichkeitsform zu durchdringen und die gesellschaftlichen Verhältnisse in ihrer Vermittlung und als Totalität zu erkennen. Handeln auf dem Niveau der Totalität stellt für Lukács die nächste Stufe in der Entwicklung der Menschheit dar. Grundlage ist die umfassende Erkenntnis all der gesellschaftlichen Vermittlungen und deren bewusste Gestaltung.

Gesprächsgast ist in dieser Folge Rüdiger Dannemann. Er ist Mitbegründer und Vorsitzender der Internationalen Georg-Lukács-Gesellschaft und Autor zahlreicher Publikationen über Georg Lukács.

Grafik: Porträt von Georg Lukács, @www.zersetzer.com

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Kommentare

by Heinz-Dieter Lechte on
Gut an Georg Lucas erinnert zu werden! Sehr interessant der Wunsch des Gastes im Kontext Gramsci und Lucas zu betrachten. Den einen, Gramsci, kennen junge Linke teils besser als Marx, von Lucas wissen sie gar nichts. Bei Alex Demirović muss man sich den Raum nehmen, will man zur Wort kommen. Das gelingt Rüdiger Dannemann sehr gut.

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Too long, didn’t read – so geht es einigen beim Anblick der Klassiker linker Theorie. Die über zweitausend Seiten langen Gefängnishefte von Antonio Gramsci, die komplizierten Schinken von Marx oder Edward Said – wenn ihr keine Zeit habt, die Bücher alleine durchzuackern oder eine Einführung sucht, dann hört euch den Theoriepodcast der Rosa-Luxemburg-Stiftung an.

Durch den Podcast führt Alex Demirović. Der Professor für Politikwissenschaft an der Uni Frankfurt ist Vertreter der kritischen Theorie und Kenner sämtlicher linker Standardwerke. In jeder Folge stellt Alex Demirović Schlüsselwerke der linken Theorie vor. Es werden die zentralen Thesen der Werke und ihre heutige Relevanz diskutiert. Die Spannbreite liegt dabei vom klassischen Marxismus, Kritischer Theorie, Feminismus, antikoloniale Theorie, Poststrukturalismus bis hin zu Hegemonietheorie und Existenzialismus.

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